Partnersuche im digitalen Zeitalter. Psychologische Merkmale von Online–Single–Börsen–Nutzern und ihr Beitrag zur Erklärung verschiedener Nutzungsmuster

Auf der Suche nach einem Beziehungspartner nutzen mittlerweile knapp die Hälfte aller deutschen Singles auch Internet-Kontaktbörsen (Schulz & Zillmann, 2009). Obwohl über dieses Phänomen schon einiges berichtet wurde, sind wissenschaftliche Forschungsstudien zu diesem Thema selten. Die vorliegende Untersuchung verfolgt drei Zielsetzungen: (1) Internetdating-Nutzer hinsichtlich psychologischer Merkmale (Selbstwert, Extraversion, Offenheit, Schüchternheit, physische Attraktivität, Selbstwert, Soziabilität) sowie soziodemographischer Merkmale (Alter, Geschlecht, Bildung) mit Personen zu vergleichen, die bislang noch keine Erfahrungen mit Online-Single-Börsen gemacht haben; (2) Psychologische Merkmale zu explorieren, die die Nutzungsintensität von Internetdating-Portalen erklären; (3) Verschiedene Typen zu identifizieren, die sich in ihren Nutzungsmotiven, in differenziellen Merkmalen und ihrem Nutzungsverhalten unterscheiden. An einer Stichprobe von N = 437 Probanden konnte gezeigt werden, dass sich Nutzer von Single-Börsen kaum in psychologischen, sondern lediglich in sozio-demographischen Variablen von Nicht-Nutzern unterscheiden. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich über die Faktoren Soziabilität, Selbstwert und subjektive Bedeutung einer Partnerschaft die Nutzungsintensität von Single-Portalen vorhersagen lässt. Interaktionseffekte zeigen, dass unter den Personen, die gesellig sind und ein geringes Selbstwertgefühl aufweisen, Internetdating intensiver betrieben wird, wenn romantische Beziehungen einen hohen Stellenwert für diese Personen einnehmen. Die Ergebnisse einer Clusteranalyse machen zunächst deutlich, dass die Nutzerpopulation heterogen ist. Es konnten drei verschiedene Nutzertypen ermittelt werden – schüchtern-kompensatorische Kontaktsucher, selbstsichere Partnersucher und zeitvertreibende Flirter –, die sich in ihrer grundlegenden Motivation, ihrem Nutzungsverhalten, ihrer Persönlichkeit und hinsichtlich soziodemographischer Merkmale unterscheiden. Die Ergebnisse werden im Lichte bisheriger Befunde diskutiert und ihr Nutzen für die Praxis dargestellt.

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